Auf Anfrage der CDU-Fraktion hin, ob einmal die Alte Schule in Kinzenbach besichtigt werden könne, war Bürgermeister Lars Burkhard Steinz einverstanden und führte persönlich Mitglieder der CDU-Fraktion durch das alte Kinzenbacher Schulgebäude.

Die Begehung wurde unter den Bedingungen der Corona-Pandemie durchgeführt, da es eine „virtuelle“ Veranstaltung war, nahmen nur einige wenige Personen teil, um keine Gefährdungslage entstehen zu lassen.

Beginn des Rundgangs:

Eingangsbereich
Der Eingangsbereich zeigt sich heute noch so, wie die Schule letztmalig in 2006 genutzt worden ist. Falls sich ein Betreiber findet ist es vorstellbar, dass im Eingangsbereich ein kleine Bäckereiverkaufsstelle für die Kinzenbacher Bevölkerung eingerichtet werden kann. „Selbstverständlich fragen wir zu allererst unsere heimischen Bäckereien an, ob diese Interesse haben“, so Bürgermeister Lars Burkhard Steinz. Die Anwesenden waren sich einig dass dies ein gutes Angebot für den Ortsteil wäre.

Weiter ging es in den ehemaligen wettergeschützten Umlauf, welcher vom eigentlichen Schulgebäude zu dem Nebengebäude mit den Toilettenanlagen hinführt. Der Umlauf wurde im Verlauf der Nutzung als Asyl-Notunterkunft in den Jahren 2015-2018 notdürftig mit OSB-Platten verschlossen, damit ein Wetterschutz da ist, aber diese provisorischen Wände werden bei dem kommenden Ausbau wieder entfernt werden, so LB Steinz.

Das Nebengebäude mitsamt den Toiletten muss komplett renoviert werden. Weiter soll im Nebengebäude ein Tauschraum für Obst-und Gemüse angeboten werden, ebenso möchte die Gemeinde dort einen Raum für eine Apfel-Kelter installieren lassen. „Äpfel aus heimischer Produktion wieder selbst pflücken, diese selbst verarbeiten und auch Saft daraus machen, dies wird bei jungen Menschen wieder zunehmend populär und wir als Gemeinde wollen diese mit dem Anbieten einer Kelter fördern“, so der Verwaltungschef zuversichtlich. Es seien seitens der Bürger sehr gute Ideen an die Kommune herangetragen worden, diese wolle man natürlich auch umsetzen.

Der Weg führt weiter auf den hinteren Schulhof und die große Wiese. Die Wiese bleibt für das erste einfach mal frei, selbstverständlich sind viele Nutzungen denkbar, aber es eilt damit nicht, zudem erst einmal die Arbeiten an der Alten Schule abgeschlossen sein sollen.

Der hintere Hof gibt einen guten Blick auf die Rückseite des immer noch imposanten kaiserzeitlichen Schulbaus frei. Ein großer Hemmschuh bei der bisherigen Umsetzung wird angesprochen:
Der Bau des Aufzugs- da alle drei Ebenen des zukünftigen Ortsteilszentrum barrierefrei ausgeführt werden sollen und auch senioren-und behindertengerecht sein sollen, war der Einbau eines Aufzugs unerlässlich. „Die Alte Schule steht unter Denkmalschutz. Hier haben wir länger hin-und her mit dem Denkmalschutzamt des Landkreises Gießen verhandelt. Eigentlich sollte der Aufzug nach der Vorstellung der Denkmalschützer nur bis zum 1.Obergeschoss gestattet sein, dann wäre aber das Dachgeschoß nicht erreichbar gewesen und das gesamte Gebäude hätte als nicht barrierefrei gegolten. Der Aufzug sollte dann nach Ansicht der Denkmalschützer möglichst auch an den bisherigen Bau angepasst sein. Wir sind schließlich so verblieben, dass der Aufzug eingehaust wird, ein Walmdach aufweist, welches auch noch verschiefert wird… Das hat mehrere Monate gekostet, bis wir in der Sache weiter waren“, so Steinz bedauernd. Der Aufzug wäre dann auch eine der ersten Sachen, welche bei der Schule gebaut würden.

Der Schultheiß von Heuchelheim und Kinzenbach führt die Besucher weiter in das Herzstück des zukünftigen Zentrums- dem „Dorfcafe“:

Die Idee dahinter resultiert aus der Erkenntnis, dass sich eine inhabergeführte Gastwirtschaft sich wohl kaum noch in Kinzenbach lohne. Der Ort am Rande des Lahn-Dill-Berglandes benötige aber ein Zentrum für soziale Kontakte. Die Idee sehe vor, dass von der Kommune ein Cafe-und Schankraum in die Alte Schule eingebaut werde, dieses Dorfcafe aber zu den Öffnungszeiten von Ehrenamtlichen betrieben werde. Denkbar wäre, dass das Cafe an Nachmittagen für ca. 2 Stunden seine Pforten öffne, damit gerade die älteren Bürger einen Treffpunkt hätten. Und an den Wochenenden könnten Abends ebenfalls für ein paar Stunden die Türen geöffnet sein. Ob der Versuch gelingt, dass Kinzenbacher (aber gerne auch Heuchelheimer) Bürger für andere Bürger eine Cafe führen und aufhalten, wird die Zeit zeigen. „Wir haben einige gute Beispiele aus anderen Gegenden Hessens, wo solche Dorfcafes gut angenommen werden und sich auch genügend Freiwillige finden!“, so LB Steinz zuversichtlich. Es helfe aber nichts herumzudiskutieren ob das eine gute Idee sei oder nicht, denn Erfahrungswerte vor Ort habe niemand. „ Ich zähle auf meine wackeren Kinzenbacher Bürger“, die schon wüssten, wie man in ein Cafe geht und auch ein Cafe führt, so Steinz mit einem Schmunzeln.

Im Erdgeschoss werde, bisher gab es ja keinerlei Sanitäranlagen im Haus, auch eine moderne und zeitgemäße Toilettenanlage eingebaut. Diese nehme den Raum des bisherigen Lehrerzimmers im Erdgeschoss ein.

Ebenso soll das Dorfcafe für die schöne Jahreszeit die Möglichkeit einer Außenfläche haben. Hierzu soll der bisherige kleine Garten, welcher von dem Umlauf zu bisherigen Toilette umschlossen wird, umgebaut werden. Man wird dort sehr schön und sehr geschützt sitzen können. Der Schall kann nur nach oben weg, ringsum ist alles von Gebäuden und Mauern umgeben.

Das Dorfcafe sei schön und wichtig. Aber hier zeige wieder, dass in Deutschland viele Prozesse viel zu lange dauern würden. Das ehrenamtlichen Dorfcafe wird unter der Woche jeden Tag 2 Stunden, und am Freitag- und Samstagabend jeweils vielleicht drei Stunden aufhaben- aber trotzdem hätten die zuständigen Baubehörden ein vollwertiges Schallgutachten verlangt, um einen möglichen Einfluss auf die Nachbarschaft zu untersuchen. „Das Gebäude wurde genauso eingestuft wie eine gut besuchte 24-Stunden-Gaststätte in der Frankfurter Innenstadt, es musste ein vollwertiges Schallgutachten vorgelegt werden- machen wir ja gerne, hat nur zu einer Verzögerung von annähernd einem Dreivierteljahr geführt!“, so Bürgermeister Steinz bedauernd.

Im Ergebnis ist der Betrieb einer möglichen Außenbewirtschaftung an den Wochenende nur bis 22.00 Uhr gestattet; und generell sind Musik- und Fernsehübertragungen sowie Musik- und Theaterveranstaltungen draußen nicht zulässig- dies ist alles sicher im Sinne der Anwohner und stellt klar, das hier nichts Störendes am Werden ist.Das war alles eine wahnsinnige Verzögerung, denn ein Schallgutachten muss verbindlich zu mehreren Jahreszeiten den Schall messen, so dass damit ein ganzes Jahr verbraucht wurde.
Insgesamt sei das Dorfcafe aber eine gute Sache, und es hänge nun von den Menschen in Kinzenbach und Heuchelheim ab, ob es auch ein Erfolg wird.

Im Erdgeschoss liegt noch der vordere Klassenraum. Hier wird ein Multifunktionsraum mit Lehrküche aufgebaut werden, welcher für kleinere Veranstaltungen, für Lesungen, für Jahreshauptversammlungen, für Kultur aller Art, auch für Kochevents genutzt werden kann. Dieser Raum wird so hergestellt, dass fast jede Art von Nutzung denkbar sei.

Der Rundgang führt nun in den 1.Stock des Hauptbaus. Hier soll der Pflegedienst des Roten Kreuzes (vormalig bekannt als Sozialstation der Gemeinde Heuchelheim) einziehen. Die Damen und Herren werden mit den Büroräumen, Aufenthaltsräumen und Sozialräumen den gesamten ersten Stock belegen, mittels Leichtbauwänden werden die beiden jeweils über 50qm-großen Klassenzimmer aufgeteilt werden. Eine weitere Leichtbauwand wird den Bereich des Pflegedienstes zudem zu dem Treppenhaus abschirmen, welches ja für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ebenso bekommen die DRK-Mitarbeiter in den ersten Stock eine eigene Toilettenanlage eingebaut.

Interessant ist auch , dass vom 1.Stock aus ein Durchbruch in das Treppenhaus des Nebenhauses vorgenommen werden wird. Auf diese Weise kann sich leichter im Gebäude bewegt werden.

Unter dem Dach der Alten Schule im 2.Stock wird dann die gesetzlich vorgeschriebene Notwohnung der Kommune vorgehalten werden. Diese dient für die kurzfristige Unterbringung von Bürgern der Gemeinde, welche durch einen Brand oder andere Ursachen obdachlos geworden sind und dort die Möglichkeit haben für mehrere Tage für das erste unterzukommen. Hierzu wird der ehemalige „Turnraum“ umfunktioniert.

„Über das Jahr verteilt haben wir immer mal Bürger in Notsituationen, die wir dann unterbringen müssen. Bisher waren die Leute unterm Dach im Alten Rathaus untergebracht, aber das ist wirklich zu beschwerlich“, erläutert der Bürgermeister die neuen Planungen für das Dachgeschoss.

Schließlich begeben sich die Besucher in den Anbau. Das alte Treppenhaus ist noch orginal erhalten,

es werden damit die Wohnung im 1.Stock und die Räume im Erdgeschoss erschlossen.
Hier sind nur kleinere Verschönerungsarbeiten wie abschleifen, neu streichen etc. nötig.

Von den vier Räumen des Erdgeschosses stehen zwei Räume dem AWO- Ortsverband zur Verfügung. Diese sind schon renoviert und sind sehr schön geworden. In diesem Zustand könnte sich perspektivisch das ganze Gebäude präsentieren, so die zuversichtlichen Besucher.
Zwei andere Räume werden noch renoviert, davon wird ein Raum zukünftig Teeküche/Sozialraum. Für den zweiten Raum hier steht eine konkrete Nutzung noch aus- nicht alles muss ja von vorneherein im neuen Haus verplant sein…

Im 1.Stock des Anbaus, der bisherigen und auch zukünftigen Mietwohnung, findet sich eine Besonderheit. Die Toilette befindet sich vor der Mietwohnung, ist allerdings modern ausgeführt. Hier wird die bisherige Türöffnung zum Treppenhaus geschlossen und ein neuer Durchbruch hergestellt, um eine direkte Verbindung zur Wohnung zu schaffen.

Die Mietwohnung selbst muss nur gering renoviert werden, ein Mieter könnte hier relativ schnell einziehen.

Damit sind wir mit dem Rundgang im Schulgebäude fertig. Wir treten wieder hinaus auf den vorderen Schulhof. Dieser wird durch einen schönen Holzlattenzaun zur Bahnhofstraße begrenzt. Bürgermeister Steinz weist darauf hin, dass eine Sektion des Zaunes zurückgebaut und eine direkte Zufahrt für die Feuerwehr geschaffen werden muss. “Unsere Drehleiter muss in direkter Fahrt auf den hinteren Schulhof durchfahren können“, so Steinz entschuldigend. „ Aber das kriegen wir ohne großen Aufwand hin“.

Der Rundgang endet schließlich auf dem hinteren Schulhof, so, wie in das Gebäude rein gegangen wurde. Zu guter Letzt werden noch die Kellerräumlichkeiten besichtigt (ehemalige Duschen und Wannenbäder).
Hier soll noch ein Angebot für die Vereine geschaffen werden. Neben einem Versammlungsraum wird es einen Raum mit Schränken für jeden Verein geben, der dies wünscht.
Der Treppenabgang muss stark renoviert werden.

Abschließend bedanken sich die Teilnehmer für den geführten Rundgang.

Es ist klar geworden, dass es ein sehr schönes Projekt ist, welches das Zeug hat die Alte Schule zum neuen Zentrum von Kinzenbach werden zu lassen.

Die Baugenehmigung für das Konzept ist im Oktober 2020 endlich von der Bauaufsicht des Landkreises erteilt worden.

Die Gemeinde geht jetzt an die ersten Feinplanungen, die ersten Ausschreibungen werden erstellt, Handwerker müssen gefunden werden, und dann geht es auch schon an die ersten Arbeiten…
„Ich werde oft gefragt, wann wir anfangen. Es gab bedeutende Verzögerungen durch das Verhandeln mit dem Denkmalschutz und dem Aufstellen des Schallgutachtens. Das hat wertvolle Zeit gekostet. Weiter waren die Arbeiten durch die Corona-Pandemie behindert und wir waren stark durch die unvorhergesehenen Großprojekte wie die angesteckte Rappelkiste und der Rettung des R&C-Geländes gebunden“- so Lars Burkhard Steinz- aber nun gehe der Blick frei gerade aus!

„Und was halten Sie von der Aussage, dass in der letzten Legislaturperiode ab 2015/2016 durch die Gemeinde nichts in Kinzenbach passiert ist?“, fragt einer der Besucher den Verwaltungschef, der mit dem Kopf schüttelt und lacht. „ Da täuscht etwas die Erinnerung. Richtig, in den letzten anderthalb Jahren ging es, wie gesagt, um die Rappelkiste und um R&C, aber da wird wohl kaum jemand sagen, dass das falsch war. Allerdings konnte sich der Ortsteil Kinzenbach für einen neuen Kunstrasenplatz, den dazugehörigen Parkplatz, über den neuen Kindergarten Kinzenbach, den schönsten neuen Kindergarten im ganzen Landkreis, und den neuen Waldkindergarten freuen. Von einer Benachteiligung kann man da gewiss nicht sprechen“, so Steinz zum Abschluss.

« Begehung des Rinn & Cloos Areals Liste zur Kommunalwahl 2021 verabschiedet und Lars Burkhard Steinz für die Bürgermeisterwahl nominiert »

Jetzt teilen: