In normalen, Nicht-Pandemie-Zeiten, wäre die folgende Veranstaltung ein klassische Aktion mit Einladung der Bürgerinnen und Bürger geworden, Lars Burkhard Steinz hätte die Bürger zu Beginn begrüßt und wäre dann mit den Anwesenden die interessanten Punkte angelaufen, welche in den nächsten Jahren für die Weiterentwicklung von Belang sind. Eine anregende Diskussion mit vielen Fragen und Antworten hätte sich entwickelt.In diesem Jahr 2021 kann die Veranstaltung leider nur virtuell in den Weiten des Netzes stattfinden.

Interessierte Bürger sind zur Teilnahme am Rundgang im Namen der CDU Heuchelheim-Kinzenbach herzlich eingeladen. Sollten Fragen, Hinweise und Anregungen bestehen, so können sich die Teilnehmer gerne per E-Mail an Lars Burkhard Steinz und Mirko Nowotny melden: burkhard.steinz@web.de und mirko.nowotny@web.de.

Bei der heutigen Wanderung lädt Bürgermeister Lars Burkhard Steinz (LBS)zur Wanderung durch das Tal der Volkenbach ein- von der Mündung bis zur Quelle. Er wird dabei begleitet von der Gemeindevertreterin Selda Demirel-Kocar (SDK).

Die Volkenbach ist der unbekannteste der Bachläufe innerhalb der Gemarkungen der Großgemeinde Heuchelheim. Ihr Verlauf von der Quelle bis zur Mündung zeigt aber exemplarisch die vielen Herausforderungen und Gegebenheiten auf, welche die Kommune und Naturschutz bei der naturnahen Gestaltung eines Bachlaufs haben.

Die Tour beginnt unweit der Landestraße von Kinzenbach zum sog. „Rodheimer Kreisel“, der L 3045. 100 m südlich der Landesstraße mündet die Volkenbach in die Bieberbach ein und beendet ihren kurzen Lauf. Die Volkenbach entspringt im Kinzenbacher Wald, läuft dann zwischen Kinzenbach und der Feldgemarkung Rodheim durch teiloffenes Gelände talwärts, unterquert den asphaltierten Verbindungsweg von Kinzenbach zu den Aussiedlerhöfen von Rodheim-Bieber, berührt die L3045 und mündet wie beschrieben in die Bieberbach.

Selda Demirel-Kocar (SDK): „ Herr Bürgermeister Steinz, wir sind hier an der Bieberbach. Ich sehe einen Graben, der von der Bach abgeht, etwas Wasser führt. Was hat es damit auf sich?“

Lars Burkhard Steinz (LBS): „ Wir sind hier an der Einmündung der Volkenbach in die Bieberbach. Der kleine Bach ist ja insgesamt nicht länger als 2km. Er ist aber für unsere Natur und für unsere Umwelt bedeutsam, auch wenn er nicht ganzjährig wasserführend ist, sondern nur nach Tauwetter, im Frühjahr oder bei starken Regenfällen. Im Moment führt die Volkenbach etwas Wasser- es hat genug geregnet, das kann aber auch wieder schnell vorbei sein!“

SDK: „ Für mich sieht das wie ein schnurgerader Graben durch die Landschaft aus. Ist das so in Ordnung?“

LBS: „ Wir haben uns ja zum Ziel gesetzt nach und nach alle Fließgewässer wieder in einen naturnahen Zustand zu versetzen und die Situation vor den großen Begradigungsarbeiten der 1950er/1960er Jahre wiederherzustellen. Wir mussten ja in unserem Land schmerzlich feststellen, dass Flüsse und Bäche relativ leicht in ein Betonkorsett zu zwingen sind, aber die Folgeschäden sind weitaus größer als gedacht! Eine der Nachhaltigkeit verpflichtete Kommune, und dazu zähle ich die Gemeinde Heuchelheim, ist natürlich bestrebt diese Dinge nach und nach wieder in den Naturzustand zurück zu versetzen.“

Über die grüne Wiese geht es langsam in Richtung L 3045. Bürgermeister Steinz weist auf ein großes Problem hin, welches sich in den letzten Jahren leider entlang fast aller viel befahrenen Straßen entwickelt hat: Die zunehmende Vermüllung der Landschaft, hervorgerufen durch bewusst aus den Fahrzeugen geworfenen Müll jeder Art. Der Heuchelheimer Verwaltungschef dazu:

„ Jedes Jahr gibt es die Aktion „Saubere Landschaft“, und die vielen Freiwilligen räumen unter anderem auch die Straßengräben zwischen Kinzenbach und dem Rodheimer Kreisel auf. Es wird sehr vieles gefunden, von Waschmaschinen über Matratzen bis hin zu Tüten von Hamburger-Bratereien, Flaschen jeglicher Art… Ungefähr die Hälfte des Mülls sind Papp-Kaffeebecher, welche nach dem Einkauf nach dem Ausstrinken bewusst und achtlos aus dem Fenster geworfen werden. Das muss doch nicht sein! Ich appelliere an die Verkehrsteilnehmer den eigenen Müll mit nach Hause zu nehmen und diesen in den eigenen Mülltonnen zu entsorgen. Der Müll entlang der L3045 wächst im jetzigen Klima des Egoismus und der gesellschaftlichen Verantwortlichkeit wirklich binnen eines Monats nach!“

Nach dem Überqueren der Landesstraße läuft der Bach unweit einer großen, viereckigen Gehölzinsel vorbei.

SDK: „ Herr Steinz, können Sie etwas zu diesem Stück Land sagen?“

LBS: „ Eine gute Frage, und ich antworte gerne. Das vorliegende Stück interessiert die Gemeinde, wir würden es gerne kaufen und dem Naturschutz zur Verfügung stellen, weil es eine gehaltvolle Gehölzinsel in diesem Teil der Feldflur ist.

Zur Vorgeschichte: „ Vor vielen Jahren hatte die Kommune damals einem Bürger aus der Gemeinde gestattet dieses Gelände als Freizeitgrundstück zu nutzen und entsprechend aufzupflanzen, weil der Bürger behindert war und nicht in den Urlaub fahren konnte. Zu der Zeit ging das noch, heute wäre das völlig ausgeschlossen angesichts der Zuständigkeiten und der Regelungsdichte.

Leider hatte die Kommune versäumt sich eine Art Vorkaufsrecht zu sichern, denn nach dem Ableben des Bürgers ging das Gelände durch mehrere Hände, zur Zeit lebt der aktuelle Besitzer in Rheinhessen und kümmert sich kein bisschen um das Grundstück. Was könnte man alles draus machen! Aber alle Kontaktversuche liefen bisher in das Leere… Aber wir bleiben hartnäckig dran und bohren immer wieder in bestimmten Abständen nach.“

Die Tour geht weiter, über den asphaltierten Feldweg hinüber, und es geht das erste Mal leicht bergauf. Linker Hand tauchen die ersten Streuobstwiesen („Baumstücker“) auf.

SDK: „ Hier wird es aber richtig schön! Hat die Gemeinde hiermit zu tun?“

LBS: „ Sie liegen richtig, Frau Demirel-Kocar. Einige der Baumstücker sind im kommunalen Eigentum und sind auch Teil von länger laufenden Naturschutzprojekten. Der Hang (der BGM geht ein paar Meter auf die Wiese, es quatscht vor Nässe und Feuchtigkeit aus dem Boden) entwässert hier in Richtung Volkenbach, es gibt hier wasserführende Schichten, und das sind gute Voraussetzungen für Hecken und Einzelbäume. Im Laufe der Zeit wollen wir hier auf gemeindlichem Grund noch mehr tun. Sicherlich werden einige der übrig bleibenden Bäume aus dem sehr lobenswerten „1000-Bäume“-Programm hier ihre Wurzelung finden.“

SDK: „ By the way- wie läuft das Programm denn?“

LBS: „Das Programm läuft sehr gut und wird von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen. Wer vorhatte bei sich im Garten oder auf seinen Grünflächen einen Baum zu pflanzen, der hat dies wohl schon getan. Es sind noch einige wenige Bäume da, und wenn wir noch etwas abwarten, so wird ein Teil der restlichen Bäume hier angepflanzt werden!“

Der Heuchelheimer Verwaltungschef, der sich gerade um seine dritte Amtszeit bewirbt, führt am Feldweg weiter hoch, bis nach einigen hundert Metern, das Feld fällt hier über einige Meter zur Volkenbach ab, und hält wieder an. Das Auge sieht eine Wiese, aber dahinter auch Hecken und einen kleinen Wald. Auch Pappeln säumen die ländlich-verwunschene Szenerie.

SDK: „ Ebenfalls ein sehr schöner Ort, Herr Bürgermeister! Hat der auch besondere naturschutzrechtliche Belange?“

LBS (lacht): „Nein, ausnahmsweise nicht. Aber es ist ein besonderer Platz für die Kinzenbacher Sportgeschichte. Die mit Hecken beplanzte Fläche war mal der erste Sportplatz Kinzenbachs…“

SDK: „ Das kann man wirklich nicht sehen! Hätte ich nicht gedacht!“

LBS: „ Das geht jedem so- es wird von den Alten so überliefert. Als in der später Kaiserzeit auch das organisierte Sporttreiben auch in Kinzenbach aufkam, hatte man diesen Ort als ersten Sportplatz gewählt. Sie können sich vorstellen, dass das ein recht ordentlicher Anmarschweg für die damaligen Sportlerinnen und Sportler gewesen ist- Automobile hatte damals ja niemand! Es war damals übrigens Usus, dass die Sportplätze so weit weg von den Ortschaften lagen, das Vorgehen findet sich in vielen Landesteilen, das können Sie heute teilweise noch finden. In der Nachkriegszeit ist der Sportplatz Kinzenbach dann an seinen heutigen Standort gezogen.“

Der Vorsitzende des Gemeindevorstandes weist darauf hin, dass die damalige Anlage ein gut gewählter Platz gewesen ist, der möglicherweise eine vorschnelle Bebauung in der Nachkriegszeit verhindert habe- Kinzenbach sähe mit einer Bebauung bis hin zum heutigen Aussiedlerhof Mandler hin ganz anders aus…

Schließlich ist der kleine Rundgang am „Gipfelpunkt“ der Reise angelangt. Bürgermeister Steinz weicht ein wenig vom geraden Weg ab und führt nach rechts in Richtung Biebertal. Entlang des quer laufenden Hauptfeldweges finden sich auf einem Wiesenstück Vertiefungen, ein kleiner Tümpel ist zu sehen, die Grauwacke stößt hier an die Erdoberfläche.

SDK: „ Das sieht nicht natürlich aus- was hat es hiermit auf sich?“

LBS: „ Ich habe Sie mal an diese Stelle geführt, weil man hier sehr schön sehen kann, dass man auch kleinräumig etwas für die Natur und den Naturschutz unternehmen kann. Ursprünglich war dies ein kleiner dörflicher Steinbruck, hier wurde die Grauwacke für die eigenen Bedürfnisse der Kinzenbacher gebrochen. Sie sehen ja, dass es immer nur handwerklich war und nicht im industriellen Maßstab, so dass es hier nicht weiter als 2m in die Tiefe ging…“

SDK: „ Hier sind Pflanzen zu sehen, und auch ein kleiner Teich ist da…“

LBS: „ Das ist auch das eigentlich bemerkenswerte an der Sache. Nachdem es lange Zeit einfach eine unnatürliche Geländevertiefung gewesen ist, hat sich vor Jahren schon der ehrenamtliche Naturschutz, der Dank gilt dem örtlichen NABU, der Sache angenommen und hier ein kleinteiliges, naturräumliches Kleinod geschaffen. Für Amphibien wurde eine Wasserfläche angelegt, in einer Kooperation mit der Universität Frankfurt am Main wurden seltene Pflanzen hier wieder angepflanzt, welche es anderswo in Hessen selten oder gar nicht mehr gibt. Es ist gleichsam eine kleine „Pflanzenarche“, denn solche Standorte wie diesen mit Trockenrasen und Fels direkt unter der Grasnarbe gibt es gar nicht so häufig!“

SDK: „ Welche Pflanzen sind dies?“

LBS: „ Um ehrlich zu sein, die Fachnamen kann ich so nicht wiedergeben, auch wenn ich selbst bei der Anpflanzung zugegen war. Interessierte können gerne bei Herrn Wiese vom NABU nachfragen. Es sind seltene Pflanzen, welche anderswo schon ausgestorben sind.

Und liebe Zuschauer: Der kleine Steinbruch ist ein Naturschutzgebiet. Lassen sie bitte alle Pflanzen stehen und schauen Sie nur von außen. Es gilt- nur schauen, nicht anfassen! (lacht dabei).“

Nach diesem kurzen Abstecher geht es zurück in den nahe gelegenen Wald- und siehe da: Einige Dutzend Meter vom durchquerenden Waldweg ab finden sich mehrere kleine Rinnsale zur Volkenbach zusammen. Das Waldstück als Quellgebiet ist ein ausgesprochen feuchtes Stück und ist auch im Hochsommer oft noch matschig. Früher führte sogar noch ein kleiner Fußweg zur Quelle, doch ist dieser im Laufe der Jahre überwuchert worden.

LBS: „ Liebe Zuschauer, damit sind wir am Ende der Tour angelangt. Nun kennen Sie die Volkenbach von der Quelle bis zur Mündung. Ich hoffe es hat Ihnen Spaß bereitet!“

SDK: „ Vielen Dank, Herr Steinz, für die informative und kurzweilige Tour. Wir sehen, dass auch wenn der Umwelt-und Naturschutz hier in der Gemeinde schon einen hohen Stellenwert besitzt, es immer im Detail noch etwas zu tun gibt!“

Lars Burkhard Steinz beschließt die Tour und merkt an, dass die Renaturierung der Volkenbach sicherlich nicht das Hauptthema der gemeindlichen Arbeiten der nächsten Jahre sei, man das Thema aber nicht aus den Augen verlieren wolle. Die Gemeinde strebe unter seiner Führung an hier etwas Gutes mit kleinteiliger Arbeit zum Schutze der Umwelt und Natur zu erreichen.

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